…Dr. Raphaël Murswieck, Director Research & Development bei TheOneGroup GmbH
25.03.2022
Welche Ihrer Vorzüge werden verkannt?
Meine Kollegen und Geschäftspartner sehen in mir häufig den Detailverliebten, gerade wenn es um technische oder regulatorische Themen geht – eine typische Eigenschaft für einen Ingenieur. Besonders bei strategischen Fragen wird häufig verkannt, wie wichtig es ist, auch einen Blick auf Details zu werfen. Beispielsweise hat die streng regulierte Gesundheitsbranche das Ziel, Patienten zu dienen, also uns allen. Wenn Produkte angepasst werden müssen – und dazu zählt auch eine Änderung von vermeintlichen Kleinigkeiten wie einer Gebrauchsanleitung – kann das einen erheblichen Mehraufwand bedeuten. Dabei versuche ich stets auch den Blick fürs Ganze zu bewahren, Stolpersteine zu thematisieren und alternative Wege zu diskutieren, um Projekte erfolgreich und zielgerichtet voranzutreiben.

Was war Ihre größte Fehlentscheidung und was haben Sie daraus gelernt?
Privat war es sicherlich eine Fehlentscheidung von mir, dass ich nicht zu einer mehrmonatigen Segeltour in Europa aufgebrochen bin, als ich im Studium die Chance dazu hatte. Jetzt im Berufsleben mit Familie und Schulkindern ist solch ein längeres Abenteuer dann doch komplizierter zu realisieren. Aber der Segeltörn ist ein Wunsch, den ich mir noch erfüllen werde.
Beruflich würde ich nicht von einer Fehlentscheidung sprechen. Man wächst an seinen Erfahrungen. Es ist ratsamer eine Entscheidung zu treffen als keine, wenn man vorankommen und etwas bewegen möchte. Rückblickend habe ich aber gelernt, dass es wichtig ist, deutlich zu kommunizieren, besonders bei Themen, die einem am Herzen liegen. Die Reaktion eines Gesprächspartners sagt meist mehr als tausend Worte und man erspart sich Fehlentscheidungen.
Welches politische Projekt sollte schnell umgesetzt werden?
Ich wünsche mir für den Gesundheitsmarkt den Willen und die Kraft aller medizinischer Einrichtungen die Digitalisierung schneller und mutiger umzusetzen. Die Technologien sind vorhanden, der Zukunftsfond auch und daher ist jetzt die Kreativität der Entscheider in Politik und Gesundheitswesen gefragt, diese in einem Innovationsprozess einzusetzen. Zu viel Potentialwird aktuell verschwendet – erst recht, wenn man an die zahlreichen Möglichkeiten der Vernetzung zwischen Produkten, Patienten, Personal und dem Krankhaus als Gesundheitsplattform denkt. Die Kooperation mit innovativen Medtech-Start-ups kann ein zielführendes Instrument sein, das mit der Fortführung des „Industrie-in-Klinik“-Programms gefördert werden sollte. In diesem Kontext kann auch die bestehende Abrechnungsstruktur für Medizinprodukte bzw. Heil- und Hilfsmittel überdacht werden, um innovativen Produkten im Sinne der Patientenversorgung schneller eine Chance zu geben.
Was ertragen Sie nur mit Humor?
Unnötig ausgelöste, hektische Momente im Alltag, bei denen meist schon absehbar ist, dass sie sich schnell wieder in Luft auflösen. Negativer Stress ist ungesund, könnte oftmals vermieden werden und doch tappen wir immer wieder in diese Falle und lassen uns verrückt machen. Wenn ich solche Situationen aus der Vogelperspektive betrachte, muss ich schmunzeln, um selbst nicht erfasst zu werden. Mehr Gelassenheit würde uns allen gut tun – damit kommt man sicherer und entspannter zum Ziel.
Wie können Sie am besten Stress abbauen?
Beim Mountainbiken, zum Beispiel durch den kleinen Odenwald am Königstuhl bei Heidelberg. Das entspannt ungemein und ist eine der besten Quellen für Kreativität und frische Ideen. Wenn es mal schneller gehen muss, hilft auch Yoga. Nervennahrung schafft nur eine kurze Pause zwischendurch.
Quelle: KU Gesundheitsmanagement 3/2022
https://ku-gesundheitsmanagement.de/2022/03/25/gefragt-mit-36/